1 — Das Office: Ein Ort der Ruhe
Zunächst einmal muss man sagen, dass bei Railslove das Thema Remote Work eine ganze Zeit lang einen eher schlechten Ruf genossen hat. Nicht weil es als unerwünscht kommuniziert wurde, es hatte sich durch Vorlieben mancher Kollegen eben so entwickelt. Das ist mittlerweile allerdings passé. Haken wir es also als eine Phase ab, die überstanden ist. Wir haben Remote und Home Office rehabilitiert
Dabei ist es selbstverständlich, dass jeder in seinem Projekt unmittelbar mit seinen Kunden arbeitet und dort abliefert. Man kann also nicht seinen Arbeitgeber in seiner Abwesenheit mit Nichtstun “bescheißen”, denn der Kunde wird sich früh genug deswegen melden. Zu den weiteren Herausforderungen und Besonderheiten von gelegentlicher und regelmäßiger Remote Arbeit müssen wir sonst wohl gar nicht viel sagen*. Was für uns allerdings deutlich geworden ist:
“Nur, was auch in Anwesenheit funktioniert, funktioniert auch remote – und umgekehrt. Es gelten die Regeln guten Miteinanders.”
Teams, in denen man sich vertraut und kennt, haben kaum Probleme auch mit längerer Remote Arbeit. Im letzten Jahr hat ein Mitarbeiter ein Jahr lang aus Schweden gearbeitet und das Team nur monatlich in Berlin beim Kunden getroffen. Gemerkt hat das inhaltlich keiner, man war eingespielt und hatte schnell einen guten Modus gefunden, face-to-face Prozesse remote abzubilden. Es gibt aber auch Leute, deren Kommunikationsverhalten nicht für Remote Arbeit gemacht ist, die sind aber auch sonst weniger teamfähig.
Hier gibt’s 5 Dinge, die mies sind an Remote Work
Hier gibt’s Gründe, die für Remote Work sprechen
Man muss sich präsent zeigen, bei Slack, in Calls und mit transparenter Arbeitsweise. Genau diese Remote-Richtlinien müssen wir uns auch für flexible Arbeit ins Gedächtnis rufen, denn ob Home Office oder Mallorca macht erstmal keinen Unterschied. Wer nicht unmittelbar greifbar ist, ist irgendwie raus. Und das haben wir die letzten Wochen gemerkt.
Be where you said you’d be, do what you said you’d do
Einige von uns sind dazu übergegangen, die ersten Stunden des Tages reglmäßig von zu Hause zu starten. Wenige andere starten den Tag nun deutlich früher im Büro. So tröpfeln wir verzögerter herein und das Büro fühlt sich morgens oft leer an und füllt sich gelegentlich auch nicht signifikant über den Tag. Die flexible Arbeitszeit, die vorher schon existierte, wurde noch weiter gedehnt und noch mehr nehmen sie in Anspruch.
Das Socializing, der Flurfunk und, ganz banal, die Atmosphäre der Gemeinsamkeit, fehlt gerade vormittags— es tut einfach gut, nicht alleine dazusitzen, da sind sich die meisten einig. Zudem wirken andere, hoch konzentriert aussehende Leute auf uns motivierend, wenn wir mal nicht richtig zu Potte kommen. Wo sich unser Modus in den kommenden Monaten einpendelt müssen wir abwarten, bevor wir hier ein Fazit ziehen können.
Aber das Ganze funktioniert auch in die andere Richtung: Wir konnten viele Learnings für unser Verhalten im Büro aus der Remote Arbeit ziehen. Das schnelle Ansprechen und Fragen von Kollegen, die gerade an etwas arbeiten etwa: Reißt man wegen einer Frage im Büro häufig jemanden aus einer konzentrierten Phase, schreibt man denjenigen dafür remote über Slack an. Die asynchrone Kommunikation erlaubt es jedem, dann zu antworten, wenn es passt und nur in Notfällen, dann bspw. über Telefon, gestört zu werden.
“Wenn ich dann remote bin, habe ich im Slack vielleicht schon einen halben Satz geschrieben und merke dann, dass es eigentlich Quatsch ist, dafür wen zu stören.“
— Chris (Kollege, Freund, Vorbild)
Am Ende ist es für uns ein guter Kompromiss, den Vormittag individuell zu gestalten und am Nachmittag (zumindest einige Stunden) im Office präsent zu sein. Denn auch wer im Team arbeitet, benötigt in den meisten Phasen einfach die beste Umgebung, um seine Tasks zu lösen. Und diese schafft man sich am besten selber. Wenn es dann allerdings gegen Ende oder zu Anfang eines Projekts zu vielen Meetings kommt und ständige Abstimmungen erforderlich sind, muss man Kompromisse machen: Dann müssen alle an einem Strang ziehen und dann bietet face-to-face einfach mehr Raum zum Agieren und die kürzeren Wege.
Das Experiment hilft uns, Insights, die wir schon einmal hatten, wirklich festzuhalten und umzusetzen. Es hat uns sensibler für die Optimierung unserer Arbeit gemacht.

2 — Remote: Marco in Paradise
“Da ich als einer der ‘alten Hasen’ bei Railslove schon länger den traditionellen 8-Stunden Tag aus meinem Arbeitsablauf verbannt habe, war es für mich besonders spannend, das ganze mal intensiver zu testen und ich beschloss, die zweite Woche meines 14-tägigen Urlaubs von Mallorca aus remote zu arbeiten.
Wir hatten uns in einem ruhigen Örtchen im Süden eingemietet, mit großer Terrasse und eigenem Pool. Natürlich war ein Anreiz, ein paar Urlaubstage zu sparen und dennoch schönes Wetter genießen zu können. Vor allem aber die aktuelle Situation im Projekt, wo gerade viel (und am besten alles gleichzeitig) fertig werden muss, erlaubte eher nur eine kurze Verschnaufpause, als ganze 2 Wochen offline zu sein.
“Eine Sache die ich mir vorstelle ist, wie die anderen Gäste in der Anlage zu Hause erzählen von “so einem Typen am Pool, der da den halben Tag mit Laptop und Kopfhörern im Schatten gesessen hat. Was für ein Nerd!”
Eigentlich wollte ich einen groben Tagesablauf einhalten, der sich aber dann doch so unterschiedlich gestaltete, dass er sich eher so zusammenfassen lässt:
- Kaffee! (Coffee-Nerd Equipment war natürlich dabei)
- Slack, Mails, Tickets und Code Reviews, Frühstück auf der Terrasse, Standup
per Google Hangout, dann durchstarten bis mittags (eventuell mal in den Pool)
- Lange Pause, gemeinsames Mittagessen (manchmal am Strand)
- Nachmittags bis abends Endspurt und ggf. Meetings

Learnings:
Man darf natürlich nicht unterschätzen, dass es durch die Remote-Arbeit definitiv kein Urlaub mehr ist. Die Arbeit ist den ganzen Tag präsent. Aber mit netten Pausen an Pool und Strand, bei schönstem Wetter, ist das zu verkraften. Man muss aber definitiv sehr flexibel in seiner Arbeitszeit sein und bei einem Urlaub mit Kindern sind dann auch gelegentliche Unterbrechungen normal.
Im Urlaub zu sagen “Nein, Papa muss jetzt erstmal arbeiten” war schon komisch und so mussten hier und da auch mal kleine Pausen fürs Planschen im Pool Platz finden. Eigentlich ähnlich, wie im Büro gekickert wird, wenn man den Kopf frei bekommen muss.
Ein echtes Problem, das ich persönlich unterschätzt habe, war die Ergonomie am Arbeitsplatz. So schön es klingt am Pool zu arbeiten, so ungemütlich kann auf Dauer so eine Sonnenliege werden. Ein gutes Headset dabei zu haben ist außerdem absolute Pflicht. Im Moment bin ich ganz happy mit dem Experiment, werde den Urlaub aber in Zukunft Urlaub sein lassen.”
Wir starten nun, wo sich unsere neuen Rituale langsam eingeschliffen haben, in die vierte und letzte Woche des Experiments, das wir mittlerweile gar nicht mehr als Experiment wahrnehmen. Bisher können wir schon festhalten, dass es mit Sicherheit gut war, das Thema so bewusst anzugehen, dass besseres Arbeiten allerdings keine Quadratur des Kreises erfordert — nur ein bisschen Aufmerksamkeit und guten Willen.
Was sich dann ergibt, bringt erst die großen Herausforderungen mit sich.